Ménage à trois
Photo: Pexels, Yaroslav Shuraev
Sex zu dritt gehört zu den meist gesuchten Fantasien in der Schweiz. Wir haben mit einem Mann darüber gesprochen, wie er diese auslebt: weshalb er romantische Gefühle aus dem Spiel lässt und wieso ihm eine mögliche Freundschaft mit seinen sexuellen Partnerinnen dabei besonders wichtig ist.
Sex zu dritt: Ein Gespräch mit David* (27)
«Mit meiner jetzigen Freundin bin ich erst seit kurzem zusammen. Seit Anfang an ist unsere Beziehung offen und ‹flexklusiv›. Es kommt auf die Lebensumstände an, ob wir unsere Liebe gerade monogam oder offen leben. Dabei ist es uns sehr wichtig, dass wir ehrlich kommunizieren und zuhören, was der eine oder andere in diesem Moment braucht.
Das ist meine erste Beziehung nachdem ich ein Jahr lang single war. Mit meiner letzten Freundin war ich viereinhalb Jahren zusammen und lebte monogam. Aber aus romantisch wurde platonisch. Wir hatten verschiedene Vorstellungen des Lebens und haben uns deswegen getrennt. Jetzt ist meine Ex meine beste Freundin.
In diesem ‹Zwischenjahr› als Single habe ich meine Sexualität ausgelebt und habe das erste Mal mit zwei Frauen gleichzeitig geschlafen. Meine Erfahrung vom Dreier war positiv, die Situation war locker und entspannt. Keiner von uns war ein Paar, so fühlte sich keiner wie das fünfte Rad am Wagen. Und romantisch war es auch nicht.
Jetzt suche ich gemeinsam mit einer Kollegin, die ich auf Tinder kennengelernt habe, eine dritte Person. Mit meiner Freundin würde ich keinen Dreier wollen, da sind Gefühle im Spiel und die hebe ich mir nur für sie auf. Irgendwie kann ich das ganz klar unterscheiden.
Sex mit zwei anderen Menschen zu haben ist für mich keine Kurzschluss-Entscheidung. Ich überlege mir viel vorher und recherchiere zum Thema. Zum Beispiel möchte ich nicht, dass es zum Unicorn-Hunting Phänomen kommt. Das ist, wenn ein Hetero-Paar eine bi-sexuelle Frau sucht, um eine Fantasie zu stillen. Da das Experimentieren nur in Gegenwart beider Partner stattfindet und die bi-sexuelle dritte Person beiden zuspricht, soll es nicht zur Eifersucht kommen. Die dritte Person wird quasi nur Mittel zum Zweck, und das will ich auf keinen Fall! Mir ist es wichtig, dass wir uns alle auf einer Ebene befinden und wir uns als Menschen wahrnehmen, und nicht als Sexspielzeug.
Auf Tinder haben meine Kollegin und ich uns ein gemeinsames Profil eingerichtet und suchen nach einer Frau. Ich habe herausgefunden, dass auch wenn ich gerne sexuell neue Terrains auskundschafte, ich doch mehr auf Frauen stehe. Und meine Kollegin ist bi-curious. Mit dieser Erfahrung möchte sie einerseits eine ihrer Hauptfantasien ausleben, aber auch die Erfahrungen mit einer Frau erkunden.
Der Wunsch nach einem Dreier ist oft mit Scham und Vorurteilen verbunden und wird als unmoralisch angesehen. Wenn ich mich auf solch eine Erfahrung einlasse, brauche ich einen ‹safe space›. Deshalb liegt es mir besonders am Herzen, dass wir alle auf einer Wellenlänge sind, uns vorher kennenlernen und die Situation besprechen. Eigentlich suchen meine Kollegin und ich auch nach einer neuen Bekanntschaft, mit welcher wir auch ausserhalb des Geschlechtsverkehrs Kontakt pflegen würden.
Gerne frage ich nach dem Musikgeschmack. Das kann für manche doof klingen, aber ich denke; wenn ich mich nicht entspannt über Musik unterhalten kann, wie kann ich dann in einem Moment offen kommunizieren, dass ich aufhören will?
Es muss mit den anderen Klick machen, und nicht nur sexuell. Erst in so einem Umfeld fühle ich mich frei von meinen Hemmungen und wohl damit, mich ausprobieren zu können.»
*(Name geändert)