«Ich würde täglich eine Tracht tragen»

«Ich würde täglich eine Tracht tragen»

Photos: HO, Imago

Mit der Band The Kelly Family wurde MAITE KELLY berühmt. Seit über zehn Jahren ist sie als Solo-Sängerin erfolgreich – jetzt ist sie auch im Kino zu sehen. Sie verrät, wo sie ihre schönsten Sommer verbrachte, was sie von ihrem Vater erbte und wieso ihre Welt nur aus einer Kiste bestand.

Maite Kelly, Sie spielen in der Komödie «Wuff» eineKatzenliebhaberin. Sind Sie privat eher der Katzen- oder Hundemensch?
Ich habe das Herz eines Hundes, aber den Stolz einer Katze.

Was in Ihrem Alltag sollten Sie aus ökologischer Sicht dringend ändern?
Ich müsste öfter Einkaufskisten in meinem Auto lassen. Die vergesse ich immer. Dennoch bin ich ganz rigoros und kaufe nur Stofftüten. Das kostet mich ein Vermögen, aber da ist mein Stolz dann doch zu gross.

Was für eine Frucht wären Sie?
Ich bin ein Erdbeerkind. Mein Vater hat schon Erdbeeren über alles geliebt. Das ist bei mir noch genauso.

Als Sie Kind waren, was hat Ihr Vater Ihnen da immer gesagt?
«You’re beautiful just the way you are. You be you» – du bist wunderschön, wie du bist. Du bist du.

Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Für mich ist es perfekt. So ausbalanciert wie jetzt war es noch nie. Ich arbeite an maximal drei Tagen die Woche. Die restlichen bin ich zu Hause Mama. Wenn die Kinder in der Schule sind, kann ich auch noch arbeiten.

Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes geschenkt?
Vor drei Tagen bastelte ich meiner Tochter Solène zu ihrem vierten Geburtstag eine Postkarte.

Wo am Körper tuts Ihnen weh?
In meinem neuen Album «Die Liebe siegt sowieso» sang ich während Monaten über 14 Stunden am Tag mit viereinhalb Oktaven. Deshalb schmerzen die vorderen Nackenmuskeln. Das ist eigentlich die Zungenmuskulatur.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Ich mag diesen Berg- und Landhausstil – mit Fensterläden, in die Herzen geschnitzt sind. Wenn ich in Österreich leben würde, würde ich mich damit so richtig austoben. Vielleicht kommt das von den Tiroler Vorfahren meiner Mutter. Am liebsten würde ich auch jeden Tag eine Tracht anziehen. Aber dann würden alle denken, ich spinne.

Haben Sie ein Tattoo?
Nein! Vielleicht lass ich mir noch eins stechen. Mal schauen, wie wild ich werde.

Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Meine drei Töchter.

Und Ihre dümmste Idee?
Nicht auf mein Bauchgefühl zu hören.

Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Perfekt sein zu wollen.

Welche Ihrer Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern vererben?
Meinen Humor, die Liebe zum Leben und die Fähigkeit zur Freundschaft. Das hat mir alles mein Papa weitergegeben.

Und welche keinesfalls?
Keine. Ich find mich toll (lacht laut).

Welche Musik hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
Bruce Springsteen ist seit meiner Kindheit mein Singer-Songwriter-, Rock-, Pop- und Poeten-Held. Das ist ein ganz grosser Mensch mit grossen und kleinen Liedern, die die Herzen stärken.

Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus?
Ich hatte kein Zimmer. Ich hatte eine Kajüte im Bus, die ich mir mit meiner Schwester teilte. Da war eine kleine Kiste mit meinen Klamotten sowie Stift und Papier. Das war meine Welt. Wir waren ja immer unterwegs und brauchten nicht viel im Leben.

Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Der war von meinem Onkel: auf das Wesentliche zu halten und nicht auf die Kommentare der anderen zu hören.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ich bin nie eingeschult worden, ich hatte Privatunterricht. Aber an der Highschool in den Staaten hatte ich meinen ersten Freud, er besuchte aber eine andere Schule.

Über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt gefreut?
Ich liebe die Insel Fehmarn an der Ostsee, da verbrachte ich die schönsten Sommer meiner Kindheit. Ein guter Freund hat mir Sand von dort in einer Glasdose mitgebracht.

Falls Ihr Leben verfilmt wird, wer soll die Hauptrolle spielen?
Juliette Binoche.

Was wird man in hundert Jahren über die aktuelle Epoche sagen?
Wahrscheinlich wird sie die Zeit der Digitalisierung heissen. Und es ist auf jeden Fall das Jahrhundert der Verwüstung. So viel Müll wurde noch nie produziert. Aber es ist auch das Jahrhundert, in dem die Mathematik und das Leben eins wurden.

Über was von Ihnen wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Ich hoffe, meine Lieder bleiben.

Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
«Mit dir hätte ich zum Leben Ja gesagt» von meinem aktuellen Album.

Schweizer Illustrierte, 30. November 2018

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