«Ich ziehe gerne Männerklamotten an»
Photo: Warner Music
Charlotte Gainsbourg hat den Pariser Chic perfektioniert. Das hat sie schon von ihrer Mutter, Jane Birkin, in die Wiege gelegt bekommen. Im Interview mit Style verrät die Sängerin, was sie sonst noch von ihrer Mutter gelernt hat und wieso sie sich so selten schminkt.
So ganz weiss ich nicht, woher die Faszination an Charlotte Gainsbourg, 47, rührt. Doch irgendetwas interessiert mich an dieser Frau, deren Eltern Serge Gainsbourg, †62, und Jane Birkin, 71, nicht nur Musik-, sondern auch Fashion-Geschichte geschrieben haben. Die Tochter ist nun Sängerin und Schauspielerin – und die Personifikation des vielgerühmten (und tausendfach kopierten) French-Girl-Looks. Während 7 Minuten und 15 Sekunden lausche ich der Musik in der Warteschleife. Wie klingt sie wohl? Wird sie sprechen wie ihre Mutter einst «Je t'aime, moi non plus» ins Mikrofon hauchte? Und plötzlich ist sie dran. Eine leise, feine Stimme eröffnet das interkontinentale Gespräch zwischen Zürich und New York mit einem simplen: «Charlotte».
Style: Was macht Ihr letztes Album «Rest» so besonders?
Charlotte Gainsbourg: Ich hab zum ersten Mal alle Texte selbst geschrieben. Das habe ich mich anfangs gar nicht getraut. Dann habe ich gemerkt, dass ich die einzige sein wollte, die hinter den Songtexten steht. Das macht es sehr intim.
Wie hat Ihr Vater Serge Gainsbourg Ihr Schaffen beeinflusst?
Ich hoffe, er ist überall, in allem, was ich tue: als Vater, Mensch, Musiker und Autor.
Für uns sind Sie das French-Girl schlechthin. Was ist Ihre Zauberformel?
(Lacht.) Da gibt’s keine. Sie müssten sehen, wie ich gerade angezogen bin und wie ich in New York herumschlendere. Ich trage eine Jogginghose, keine wirklich hübsche, darüber einen grossen Pulli. Es ist gerade nur zwei Grad warm. Voilà. Nicht wirklich stylisch.
Welches Outfit passt immer?
Eine Jeans. Aber nicht irgendeine. Da bin ich sehr anspruchsvoll. Ich verbringe viel Zeit, die Hose zu finden, die mir steht. Und dann kommt’s darauf an, diese richtig einzutragen.
Sie mögen abgenutzte Kleider?
Für mich haben neue Sachen keinen Charakter. Wenn mir mein Vater oder meine Mutter ein altes Hemd schenkten, hatte das einfach viel mehr Ausdruck – eine Patina halt. Deshalb ziehe ich auch immer wieder das gleiche an. Das beruhigt irgendwie.
Was ist denn Ihre perfekte Jeans?
Momentan ist es eine Boy-Jeans von Acne. Die wird leider nicht mehr hergestellt. Ich hab schon alle Geschäfte abgeklappert. Mit meiner Körperform ist es nicht ganz einfach. Denn ich hab keine Hüfte, gleichzeitig aber auch nicht die schlanksten Beine. Eine sehr feminine Jeans steht mir zum Beispiel überhaupt nicht.
Was haben Sie vom Stil Ihrer Mutter Jane Birkin gelernt?
Ihr Stil ist sehr überlegt. Obwohl man denkt, sie hätte sich kurz was drübergezogen, weiss ich, dem ist nicht so (lacht). Meine Mutter trägt heute viele Männerkleider. Das mache ich jetzt auch, ein bisschen oversized. Sie hat auch viel beigetragen, dass mein Vater seinen Stil gefunden hat. Sie zeigte mir oft, wie er keine Socken oder einen Dreitagebart trug …
Ist der French-Girl-Look angeboren?
Also ich fühle mich sehr französisch in meiner Denkensart, aber nicht unbedingt in meinem Stil. Vermutlich ist die Art damit gemeint, einerseits etwas ganz Einfaches zu tragen, das nach nichts aussieht, anderseits aber vollkommen absichtlich und überlegt ist. Das ist aber auch mit dem Make-up so.
In New York gehen Sie oft ungeschminkt auf die Strasse. Wie fühlen Sie sich am wohlsten?
Eigentlich kommt es auf meine Tagesform an. Wenn ich gut geschlafen habe, brauche ich nicht viel. Und dann gibt’s Tage, da brauche ich etwas Hilfeleistung. In New York erkennen mich die Leute auf der Strasse nicht, deshalb gebe ich mir nicht besonders viel Mühe. Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen. In Frankreich muss ich das eher.